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Karussell im Kopf? - Woher Schwindel kommt und was hilft
Wenn uns schwindelig wird, gerät die Welt ins Taumeln, wir kommen im Wortsinn aus dem Gleichgewicht. Schnelle Drehungen, wie etwa beim wilden Tanzen, können das Navigationssystem im Kopf überfordern. Es kommt nicht mehr mit, wenn die Augen viele Bildwechsel wahrnehmen und der Körper sich in unterschiedliche Richtungen dreht.
Was auf der Party Teil des Vergnügens ist, macht Millionen Menschen große Probleme. Schwindelattacken sind nach Schmerz der zweithäufigste Anlass für Arztbesuche. Mehr als 380 Ursachen gibt es für das Kreiseln im Kopf. Die Beschreibungen der folgenden fünf Schwindelarten helfen Ihnen herauszufinden, was hinter Ihrem Schwindel stecken könnte.
Kreislaufbedingter Schwindel
So fühlt er sich an: Benommenheit, Rauschen in den Ohren, Stand- und Gangunsicherheit, Sternchensehen oder Schwarzwerden vor den Augen. Möglich sind auch unscharfes Sehen, Übelkeit, Schweißausbrüche und sogar kurze Ohnmachten.
Ursachen: Beim Aufstehen oder wenn man lange auf den Beinen war, kann der Blutdruck abfallen. Das Blut versackt in den Beinen und das Gehirn wird nicht mehr ausreichend versorgt. Es handelt sich also um eine Durchblutungsstörung. Generell zu niedriger Blutdruck löst diesen Schwindel häufig bei Jugendlichen in der Wachstumsphase und bei älteren Menschen aus. Zudem kann er eine Begleiterscheinung der Wechseljahre sein. Meist sind dann Schwankungen im Hormonspiegel schuld. Diese können dazu führen, dass auch die Blutdruckwerte stark schwanken.
Was Sie sofort tun können: Viel kohlensäurehaltiges Wasser trinken. Nicht abrupt aufstehen. Zunächst die Beine bewegen, sich dann vorsichtig erheben.
Wie der Arzt hilft: Wichtig sind Untersuchungen des Blutdrucks und der Durchblutung. Gelegentlich ist auch ein erhöhter Blutdruck Auslöser für Schwindelattacken. Ursache ist dann eine Verengung der Hirngefäße, was zu einer Minderdurchblutung führt. Das sollte unbedingt medizinisch behandelt werden (siehe auch ab Seite 8 „Unter Druck?“). Zudem raten Mediziner zu einem Training des Kreislaufs, zum Beispiel durch regelmäßigen Ausdauersport und Wechselduschen.
Gutartiger Lagerungsschwindel
Etwa zwei von hundert Menschen bekommen irgendwann in ihrem Leben einen gutartigen Lagerungsschwindel. Bei Frauen tritt er doppelt so oft auf wie bei Männern.
So fühlt er sich an: Bewegt man den Kopf, kreist und schwankt alles heftig. Das kann beim Hinlegen passieren oder wenn man sich im Bett auf die andere Seite dreht. Gleichzeitig können Übelkeit und Schweißausbrüche auftreten.
Ursachen: Bei diesen unangenehmen, aber nicht bedenklichen Schwindelattacken ist das Gleichgewichtsorgan im Ohr gestört: Kleine Kristalle (Otolithen) im Innenohr haben sich gelöst und sind in die Bogengängen des Ohrs gelangt. Bei Kopfbewegungen reizen sie dort die Sinneszellen und lösen auf diese Weise Schwindelattacken aus. Wenn der Kopf wieder ruhig gehalten wird, lässt auch Schwindel bald nach. Die Ablösung eines Ohrsteinchens kann spontan erfolgen oder durch eine heftige Erschütterung wie etwa bei einem Sturz oder Unfall. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer, Senioren eher als Jüngere.
Was Sie sofort tun können: Hinsetzen, den Kopf ruhig halten.
Wie der Arzt hilft: Er zeigt Patienten Bewegungsübungen, mit denen die Ohrsteinchen aus dem Bogengang transportiert werden können. Viele Betroffene sind nach der ersten Sitzung schon wieder schwindelfrei.
Gut zu wissen!
Auch die Zähne können schuld an Schwindelanfällen sein. Nach dem Einsetzen von Zahnimplantaten bekommen manche Patienten einen gutartigen Lagerungsschwindel. Dieser kann durch die Erschütterung beim Einbringen der Implantate oder durch das Liegen im Behandlungsstuhl mit überstrecktem Kopf ausgelöst werden. Auch bei einer Fehlfunktion des Kiefergelenks sowie bei chronischen Zahnentzündungen sind Schwindelattacken möglich.
Migräneschwindel
So fühlt er sich an: Alles schwankt oder dreht sich, man ist unsicher auf den Beinen, wenn man ein paar Schritte geht. In der Regel setzen gleichzeitig die starken Kopfschmerzen ein. Weitere mögliche Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Licht- sowie Lärmempfindlichkeit.
Ursache: Kopfschmerzen können als Begleitsymptom Schwindel auslösen. Eine Studie der Berliner Charité zeigte, dass das bei Migränepatienten überdurchschnittlich oft der Fall ist. Die Mediziner gehen davon aus, dass eine vorübergehende Gefäßverengung in bestimmten Hirnarealen der Auslöser ist.
Was Sie sofort tun können: So rasch wie möglich ein Schmerzmittel nehmen und sich hinlegen.
Wie der Arzt hilft: Wird die Migräne mit entsprechenden Medikamenten behandelt, tritt auch der Schwindel nicht mehr auf.
Ausfall des Gleichgewichtsorgans
So fühlt er sich an: Alles dreht sich. Man kann nicht mehr stehen und neigt dazu, zu einer Seite zu fallen. Dazu können ruckartige Augenbewegungen, Orientierungsverlust, Übelkeit und Erbrechen kommen. Der Schwindel ist sehr heftig und kann mehrere Tage anhalten.
Ursache: Oft ist der Gleichgewichtsnerv im Ohr entzündet und die Informationsübermittlung zum Gehirn funktioniert nicht mehr.
Was Sie sofort tun sollten: So schnell wie möglich zum Arzt – notfalls mit einem Krankenwagen.
Wie der Arzt hilft: Die vollständige Ausheilung der Entzündung kann Wochen bis Monate dauern. Deshalb verordnet der Arzt zunächst Medikamente gegen die Übelkeit und zeigt Übungen zum Gleichgewichtstraining.
Schwindel als Nebenwirkung
So fühlt er sich an: Nach der Einnahme eines Medikaments – sofort oder etwas später – dreht sich die Umgebung oder schwankt vor Augen: Man ist benommen und unsicher im Gehen.
Ursache: Schwindel ist eine der häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen von Medikamenten. Oft ist eine zu hohe Dosierung schuld. Auch Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und vor allem mit Alkohol können die Ursachen sein. Hat man das Problem bei einer neuen Arznei, treten die Beschwerden meist nach einer kurzen Gewöhnungsphase nicht mehr auf. Medikamentengruppen, bei denen es häufig zu Schwindelsymptomen kommt, sind unter anderem Blutdrucksenker, Beruhigungsmittel und Schmerzmittel.
Was Sie sofort tun können: Prüfen Sie, ob Sie das Medikament in der verordneten Stärke und Dosis eingenommen haben. Ist dies der Fall, sprechen Sie baldmöglichst mit Ihrem Arzt.
Wie der Arzt hilft: Wenn möglich, wird er eine andere Darreichungsform oder Dosis des Mittels verordnen oder aber ein Alternativpräparat verschreiben.