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Alte Apfelsorten - Nicht hübscher, aber gesünder
Sie leuchten rotbäckig, sind rund, glänzen und duften süß: Supermarkt-Äpfel sollen auf den ersten Blick möglichst vielen Menschen gefallen. Mit dem ursprünglichen Wildapfel haben sie jedoch kaum noch etwas gemeinsam – und sind auch nicht mehr so gesund.
Wussten Sie, dass wilde Äpfel ursprünglich aus Asien stammen? Vom heutigen Kasachstan aus gelangten sie über die Seidenstraße weiter nach Westen und Osten. Die Äpfel, die uns heute im perfekt ausgeleuchteten Supermarkt anlachen, sind deutlich größer, fester und süßer als ihre wilden Urahnen. Das klingt zwar erst einmal gut, leider enthalten sie weniger gesunde Inhaltsstoffe.
Klar, auch moderne Äpfel sind reich an Vitamin C und A, Kalium, Kalzium und Folsäure. Ihre Ballaststoffe, die Pektine, unterstützen die Verdauung. Der Griff zum Apfel ist also auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Aber: Der Gehalt an Polyphenolen liegt bei modernen Apfelzüchtungen um 68 Prozent niedriger als beim Wildapfel.
Polyphenole sind sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe – sie schützen die Pflanze vor widrigen Umweltbedingungen. Und sie gelten als wichtiger Bestandteil unserer Ernährung, denn sie zeigen eine enorme antioxidative Wirkung. Ihr regelmäßiger Verzehr kann das Risiko für viele mit oxidativem Stress verbundene Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes senken.
Innere Werte
Rund um den Globus existieren heute mehr als 20.000 verschiedene Apfelsorten. In Deutschlands Anbau-Industrie spielen allerdings nur noch 70 Sorten eine Rolle, 15 davon dominieren den Markt. Der optimale Industrieapfel ist rund, groß, knackig und süß-säuerlich, außerdem soll er möglichst lange haltbar bleiben und sich gut transportieren lassen.
Ein hoher Polyphenolgehalt widerspricht diesen Anforderungen – er führt nämlich dazu, dass die Äpfel weniger süß schmecken und sehr viel schneller braune Stellen bekommen. Noch vor dem zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland über 2000 verschiedene Apfelsorten angebaut. Einst beliebte alte Sorten wie Boskoop, Cox Orange & Co. sehen zwar nicht so perfekt aus wie die neuen Züchtungen – punkten dafür aber mit inneren Werten: Sie schmecken viel intensiver und enthalten noch deutlich mehr Polyphenole. Über Jahrhunderte haben sie sich natürlich bewährt, sie sind robust und besser gegen Schädlinge gewappnet als neue Industriesorten.
Gut zu wissen!
Diese alten Apfelsorten zählen zu den beliebtesten und polyphenolreichsten:
- Boskoop
- Cox Orange
- Idared
- Gravensteiner
Allergiker vertragen alte Sorten übrigens oft viel besser als moderne Züchtungen. Probieren Sie es aus.
Altbewährtes für die Zukunft
Experten versuchen deshalb, die alte Sortenvielfalt als wichtige genetische Ressource zu retten. Seit 2007 existiert die „Deutsche Genbank Obst“ und auch das „Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt“ entstand in diesem Zusammenhang.
Im Auftrag der Bundesregierung haben beteiligte Züchter, Vereine und Organisationen bereits etwa 1000 alte Apfelsorten katalogisiert – auf dass keine mehr verloren geht. Sie hoffen, dass neue Züchtungen auf Basis der alten, bewährten Apfelsorten für kommende Klimaveränderungen besser gerüstet sind und dazu beitragen können, den Bedarf an Pestiziden im Obstanbau zu senken. Wenn Sie auf dem Wochenmarkt, im Bio- oder Hofladen häufiger alte, regionale Apfelsorten kaufen, unterstützen Sie diese Ziele. Vor allem aber profitiert Ihre Gesundheit von der zusätzlichen Portion gesunder Schutzstoffe.